Von Bandar Abbas nach Dubai mit der Fähre

Von Bandar Abbas planten wir, eine Fähre nach Dubai zu nehmen. Zusätzlich zur Geschichte unserer Überfahrt enthält dieser Eintrag auch Informationen für andere Reisende, die diese Route ebenfalls planen.

Wir besuchten ein Reisebüro in Bandar Abbas, um unsere Tickets zu kaufen. Es gibt ein paar Reisebüros auf der Hauptstraße, die diese Tickets verkaufen – wir gingen zu Bala Parvaz, schräg gegenüber von Ghods Hotel.

Unsere Tickets kosteten jeweils US $100. Wir mussten unsere Pässe vorzeigen und in iranischen Rials bezahlen.

Die Fähren fahren momentan jeden Montag und Mittwoch abend um 20 Uhr (Stand Dezember 2010). Der Fahrplan ändert sich allerdings oft. Wir hatten den Leuten von www.irantravelingcenter.com zuvor geemailt, um den neuesten Fahrplan zu bekommen, und fanden sie recht hilfreich.

Am Tag der Abfahrt radelten wir am Nachmittag zum Hafen. Es ist der Bahona Hafen, der ca 7km westlich des Stadtzentrums liegt, in der Nähe des großen Kreisverkehrs wo die Hauptstraße sich in Richtung Norden biegt. Bitte keine Fotos vom Hafen machen! Das sehen die Beamten dort nicht gerne, da es ein Grenzgebiet ist. 

Uns wurde gesagt, dass wir um 17 Uhr da sein sollten, aber wir kamen etwas früher an. Die Fahrräder lehnten wir an einen nicht genutzten Schalter und warteten dann in der Sitzgegend. Gegen 17 Uhr stellten sich alle an einem kleinen Tisch an, um die Bordkarten zu bekommen. Dafür muss man als Ausländer eine Kopie des Reisepasses abgeben. Wenn man keine Kopie hat, muss man ein Taxi zurück in die Stadt nehmen, da man am Fährterminal keine Fotokopien machen kann.

Nachdem wir unsere Bordkarten abgeholt hatten, warteten wir noch ein paar Stunden. Viele Leute begannen, ihr Gepäck abzugeben, uns wurde aber gesagt, dass wir bis zuletzt warten sollten. Inzwischen wurden wir von einem anderen “Reisenden” angefreundet, der gut Englisch sprach. Kurz darauf kam er mit einigen Grenzpolizisten zurück, die agressive Fragen auf uns losfeuerten, während er übersetzte. Er schien gut mit ihnen befreundet zu sein, und wir bemerkten auch ein paar andere “Reisende”, die in der Halle herumhangen und sich später in Luft auflösten. Die Fragen der Beamten sollten uns provozieren, aber wir blieben ruhig, bis sie mit unseren Pässen für eine Weile verschwanden. Als wir die Pässe wiederbekamen, gingen sie zum Glück weiter, um stattdessen andere Reisende zu belästigen.

Der französische Vater einer Familie, die auch auf der Fähre überfahren wollte, wurde für eine Befragung in ein Büro gerufen, und war fast eine Stunde lang dort. Die Beamten befragten ihn über seine Reiseziele in Iran, seine Ansichten über Politik und Religion, worüber er mit den Leuten in Iran gesprochen hatte usw. Sie durchsuchten auch die Fotos auf seinem Laptop, um seine Aussagen zu belegen.

Endlich durften wir durchgehen. Die Männer, die das Gepäck entgegennahmen, wussten nicht so recht, was sie mit uns und unseren Fahrrädern anfangen sollten. Nachdem sie eine Weile diskutiert hatten, winkten sie uns durch, so dass wir die Fahrräder selber auf die Fähre rollen konnten. Das passte uns gut. Mehrere andere Radfahrer hatten uns erzählt, dass sie in letzter Minute eine extra Gebühr bezahlen sollten, um die Fahrräder auf die Fähre zu laden. Eine Gruppe sollte $50 pro Fahrrad zahlen, und eine andere $25. Falls das passiert, am besten strikt ablehnen und ein bisschen Theater machen, denn so sind die anderen Radfahrer auch ohne zu zahlen davongekommen. Wir waren gut vorbereitet: Als wir unsere Tickets kauften, rief das Reisebüro für uns den Chef des Fährterminals an, um zu bestätigen, dass die Fahrräder im Preis einbegriffen waren. Das Reisebüro gab uns auch seinen Namen und seine Handynummer, falls wir Schwierigkeiten hätten. Natürlich passiert nie etwas, wenn man so gut vorbereitet ist!

Nach der Passkontrolle mussten wir uns trennen und separat durch einen kleinen Raum gehen, in dem unser Gepäck kontrolliert wurde. Als Frederike in den Raum für Frauen ging, waren dort zwei Beamtinnen, die ziemlich überrascht aussahen und nicht so recht wussten, was sie mit dem Fahrrad anfangen sollten. Eine der Frauen stocherte ein bisschen mit ihrem Finger an Frederike’s Lenkertasche herum und winkte sie dann unbesehen durch.

Guy hatte kein solches Glück. In dem Raum für Männer wurden alle seine Satteltaschen gründlich durchsucht. Jedes Teil wurde beguckt, und sie durchsuchten sogar seinen Beutel mit dreckiger Wäsche, worüber sich Guy sehr amüsierte. Während alle anderen Passagiere schon auf die Fähre gingen, wurde Guy’s Fahrrad immer noch durchsucht, bis er endlich auch weitergehen durfte. Wir rollten die Fahrräder auf die Fähre und machten es uns gemütlich. Die Fähre war recht leer, so dass die meisten Leute eine ganze Bank für sich hatten.

Wir hatten Glück, da die Fähre nur 2 Stunden Verspätung hatte, während wir von anderen gehört hatten, dass wir 4-5 Stunden Verspätung erwarten müssten. Ein Abendessen wurde serviert, und das Frühstück am nächsten Morgen war auch im Preis eingeschlossen. Die ganze Reise dauerte ca. 11 Stunden. Die Fähre gilt noch als iranisches Gebiet, so dass Frederike ihr Kopftuch anbehalten musste, bis wir die Vereinigten Arabischen Emirate betraten.

Als wir im Hafen ankamen, wurde unser Gepäck nochmal durchsucht, und uns wurde ein 30 Tage Visum ausgestellt. Der Hafen ist in Sharjah, nicht in Dubai. Es gibt eine Autobahn von Sharjah nach Dubai, die allerdings sehr gefährlich für Radfahrer ist. Der Verkehr ist extrem schnell, es gibt meist keinen Seitenstreifen, die Autofahrer erwarten keine Fahrräder, und manchmal muss man bei Auffahrten bis zu 4 Spuren überqueren. Daher hatten wir entschieden, nicht mit dem Fahrrad zu fahren. Da die Taxis zu klein für unsere Fahrräder waren, verließen wir das Hafengebiet und hielten ein paar Lieferwagen an, um zu sehen, ob uns jemand nach Dubai fahren würde. Es dauerte eine Weile, aber letztendlich fanden wir jemanden, der uns für einen fairen Preis nach Dubai fuhr (120 AED).

Als wir nach den ganzen Anstrengungen der iranischen Grenzformalitäten endlich in Dubai ankamen, fühlten wir uns erleichtert, und Frederike konnte nach 7 Wochen in Iran endlich ihr Kopftuch abnehmen. Hurrah!

Comments

  1. bernhard welzel

    danke für diesen ausführlichen bericht, was die
    Fähre nach Dubai betrifft. Bin gerade auf Ihre Seite gestoßen, will nächstes Jahr mit dem Fahrrad in den Iran und weiß nicht, ob ich ein
    Visum bekommen kann

  2. Falls nochmal jemand auf diese Seite kommt…
    Wir sind vor paar Tagen mit dem Fahhrad von Bandar nach Sharja gefahren mit Fahhrädern. Nascheinend hat sich die Praxis etwas geändert inzwischen… wir haben noch andere Radreisene getroffen und waren insgesamt 7 Leute mit Rädern. Solche Repressalien wie oben beschrieben haben wir keine erlebt. Ziemlich chaotisch das ganze, Iran halt, aber korrekt und freundlich.
    Das Ticket hat ca 25 Dollar gekostet, gekauft hab ichs im Reisebüro im Atilar Hotel. Freundliche Leute die gut englisch sprechen.
    Das Gepäck wurde etwas durchsucht und uns wurden alle gefundenen Messer abgenommen und in Sharja wieder ausgehändigt.
    Für die Räder haben wir nix bezahlen müssen, ich habe dden Eindruck gehabt dass sich alle gewöhnt sind dass Reisende mit Rädern kommen.
    Wir haben auch bis zuletzt gewartet und dann unsere Räder auf die Fähre gestossen und auch selbst festgemacht.
    Alles in allem ist also alles Reibungslos gelaufen.

  3. Vielen Dank fuer die geteilten Erfahrungen. Ich plane gerade meine Radtour von Istanbul nach Bandar Abbas im Fruehjahr und moechte nun mein Iranvisa beantragen. Direkt bei der Botschaft in der Schweiz kostet das CHF 75. Aber wwgen dem Fahrrad meinte der Beamte von der Visaabteilung, dass ich eine zunaechst eine Refeenznummer im Iran einholen muss und dann kostet der Spass gesamt CHF 250. Wurde bei eurer Einreise irgendwas Spezielles wegen der Raeder verlangt? Vielen Dank fuer eure Antwort.

  4. Für mich ist das Veloreisen die schönste und auch intensivste Art zu Reisen. Man ist Mittendrin in der Landschaft, im Wetter, in der anderen Kultur. Mit dem Auto hat man immer so eine spürbare Grenze zwischen sich und dem Land. Und ich glaube, dass gerade der Iran in dieser Hinsicht sehr spannend sein muss. Ich habe ein sehr gutes Trekking Bike, aber ich überlasse immer lieber dem Reisebüro oder Reiseführer die gesamte Planung. Da kann ich beim Radfahren richtig abschalten und muss mir um so elementare Dinge keine Sorgen machen. Visum, Essen, Übernachten, die Route – all das kümmert mich nicht wenn ich zum Beispiel eine Veloreise im Reisebüro (Globetrotter http://www.globetrotter.ch bietet solche Art von Erlebnisreisen an) buche.