Übergänge: Gewöhnung an Iran
In Iran werden wir unsere Blog-Einträge etwas anders halten. Momentan werden wir keine chronologische Widergabe unserer Erfahrungen publizieren. Stattdessen werden wir bestimmte Aspekte mehr im Detail beschreiben. Unsere chronologischen Einträge werden später folgen, wenn wir eine bessere Internet-Verbindung haben…
Wir hatten ein paar interessante Tage, in denen wir die Grenze von der Türkei überquert haben und über Maku nach Tabriz gefahren sind. Wir sind jetzt in einer ganz anderen Welt, wo die Dörfer ärmer sind und es viel weniger Annehmlichkeiten entlang der Straße gibt als in der Türkei, wie z.B. Läden und Wasserhähne.
Frederike trägt jetzt ihr neues Outfit um die Gesetze in Iran zu beachten: Einen leichten Baumwoll-Mantel, lange Hose und einen “Buff” (eine Art Schal), den sie unter ihrem Helm trägt, um ihre Haare zu bedecken. Zum Glück sind die Temperaturen jetzt relativ kühl. Wenn sie nicht Fahrrad fährt trägt sie ein etwas hübscheres Kopftuch, um besser zu den Frauen hier zu passen. Manche Frauen tragen sehr moderne Kleidung und viel Schminke, und die Kopftücher sind nach hinten geschoben, so dass man ihre Frisuren sehen kann. Viele junge Frauen tragen Jeans und Turnschuhe unter ihren Mänteln. Aber die meisten Frauen, die wir bisher gesehen haben, tragen den Chador – ein großes schwarzes Tuch, manchmal mit schwarzen Blumen verziert, das sie von Kopf bis Fuß einhüllt und mit den Händen oder Zähnen zugehalten wird. Oft bedecken sie sogar ihr Gesicht, so dass man nur die Augen sehen kann. Frederike gewöhnt sich langsam an die Kleidungsregeln, aber es ist manchmal schon etwas anstrengend. Vor allem in billigeren Hotels, wo es ein geteiltes Bad gibt, und sie jedesmal ihr Kopftuch und ihren Mantel anziehen muss, wenn sie auf die Toilette geht!
Es ist recht normal dass die Männer, mit denen wir sprechen, nur mit Guy reden, sogar wenn sie Fragen über Frederike haben. “Wie heißt sie?”, “Was ist ihr Beruf?” Daran musste Frederike sich erstmal gewöhnen. Auf der anderen Seite finden wir die Frauen hier recht selbstbewusst, und einige kommen auf der Straße auf uns zu, um mit uns zu sprechen. Wir sehen auch generell mehr Frauen auf der Straße als im Osten der Türkei, wo es fast überhaupt keine Frauen gab.
Unser erster Eindruck von den Iranern ist, dass sie etwas schüchterner sind als die Türken, aber sehr warmherzig, freundlich und neugierig. Sie sind immer bereit, uns zu helfen, und ein kurzes “Salam” resultiert oft in eine Gruppe von Menschen, die um uns herumstehen um uns zu helfen. Es ist auch sehr einfach, englisch-sprachige Leute in Iran zu finden. Jedesmal wenn wir anhalten, um jemanden nach dem Weg zu fragen, finden wir jemanden der Englisch spricht. Die Iraner scheinen sehr intelligente Leute zu sein, und wenn wir sie fragen, wo sie Englisch gelernt haben, sagen sie oft, dass sie es sich selbst beigebracht haben. Iraner sind auch sehr gebildet, und es gibt überall Buchläden. Sie sind auch extrem neugierig und an Fremden interessiert. Letztens sprachen wir mit einem Studenten, der uns sagte dass er sehr nervös und aufgeregt war, da wir die ersten Ausländer waren, mit denen er je gesprochen hatte!
Wir genießen auch das Essen im Iran, insbesondere die frisch gepressten Säfte und die Bäckereien mit frisch gebackenen Kuchen und Keksen, die wir in Tabriz überall sehen.
Unsere ersten paar Tage in Iran waren ziemlich verwirrend. Alle Straßenschilder sind auf Farsi geschrieben, welches wir überhaupt nicht entziffern können. Manchmal haben wir Schwierigkeiten, ein Hotel zu finden, weil das Wort “Hotel” auch auf Farsi geschrieben ist. Zum Glück sind die Iraner immer sehr hilfreich, so dass wir es am Ende doch immer finden. Die andere verwirrende Sache ist das Geld. Wir hatten an der Grenze 100 Euro gewechselt, und wurden sofort Millionäre als wir einen großen Stapel Scheine bekamen, die 1,45 Millionen Rial wert waren. Das Problem ist, dass niemand in Iran in Rial rechnet, sondern in Toman – ein Toman ist 10 Rial. Manchmal reden sie auch in US Dollar. Da wir am Anfang die Preise nicht kannten, wussten wir nie, wenn der Ladenbesitzer 3 Finger hochhielt, ob es 300, 3.000, 30.000 oder 300.000 Rial waren. Glücklicherweise waren bei unseren ersten Einkäufen immer Iraner dabei, die uns halfen und die Preise für uns übersetzten.
Ein weiteres kompliziertes System hier ist Ta’arof. Das ist ein formalisiertes Höflichkeits-System, das für Außenstehende sehr verwirrend sein kann. Zum Beispiel bietet uns vielleicht jemand etwas zu essen an, aber anstatt es einfach zu akzeptieren, müssen wir das Angebot erstmal ablehnen. Sie bieten es dann nochmal an, aber wir müssen es erstmal dreimal ablehnen, bevor wir es akzeptieren können. Das System gibt den Leuten die Möglichkeit, etwas anzubieten, obwohl sie es sich vielleicht gar nicht leisten können, und dann das Angebot zurückzuziehen, ohne das Gesicht zu verlieren. Es kann auch sein, dass wir für etwas bezahlen möchten, und uns gesagt wird “es kostet nichts” – dann müssten wir darauf bestehen, bis sie das Geld nehmen. Für uns ist es schwierig, zu wissen ob ein Angebot echt ist, oder ob es nur Ta’arof ist, aber langsam gewöhnen wir uns an die Besonderheiten der iranischen Kultur.
Hallo wieder mal!
Sehr sehr schön und es ist sehr lernreich. Auch die Bildqualität Eurer Bilder, was für eine Kamera benutzt Ihr denn?
So wie Ihr schreibt kommt einem der Iran schon sehr positiv rüber, das finde ich gut, denn es gibt überall auf der Welt soviele Vorurteile und Schubladendenken, wie die Menschen anscheinend sein sollen??
Viele Grüße
B.
Hallo ihr zwei,
wollte Euch noch sagen, daß Eure eMail Benachrichtigung supergut klappt. Jetzt bin ich noch schneller auf dem Laufenden, wo Ihr gerade seid.
Alles Gute aus Köln, Helmut
Schön dass es mit den Email Benachrichtigungen klappt. Dafür haben WIR aber leider keine Email Benachrichtigung über die obigen Kommentare bekommen, daher die späte Antwort 😉
Unsere Kamera ist eine Canon G9. Wir sind sehr zufrieden damit. Es ist zwar keine Spiegelreflexkamera, aber man kann trotzdem viele manuelle Einstellungen damit machen.
Frederike