Schlemmen in Victoria
Robe – Timboon
Als wir Robe verließen, hatten wir immer noch Rückenwind, und der Sonnenschein machte den Tag perfekt zum Radfahren. Mittags legten wir eine Pause in Beachport ein, einem schläfrigen Fischerdorf umgeben von Surf-Stränden.
Wir zelteten in Millicent und fühlten uns nicht danach, durch Mount Gambier zu fahren, und so fuhren wir stattdessen im Zickzack durch Dörfer in Richtung der Grenze zu Victoria.
Die Gegend um Mount Gambier ist berühmt für ihre Karstquellen. Daher freuten wir uns, als wir plötzlich an einer vorbeikamen, die recht unerwartet aus dem umgebenden Ackerland entsprang. Diese Karstquellen sind bis zu 77m tief und durch Kalkstein-Korrosion entstanden. Guy tauchte seine Zehen in das eiskalte Wasser, entschied sich aber dagegen, schwimmen zu gehen.
Kurz darauf kamen wir an unserer letzten Grenze an. Nach unzähligen Grenzüberquerungen von einem fremden Land ins nächste waren wir nun endlich in unserem Zielstaat Victoria. Auf einmal fühlte sich unser neues Zuhause sehr nahe an.
Als wir im Dorf Nelson ankamen, das kurz hinter der Grenze liegt, trafen wir Dan, einen kanadischen Radfahrer, der von Perth aus durch die Nullarbor-Wüste gefahren war.
Dan war an unserer Ausrüstung interessiert, und so begannen die technischen Diskussionen: Igluzelt oder Tunnelzelt, MSR XGX oder MSR Whisperlite? Guy und Dan machten sogar einen Kochwettbewerb, um zu sehen, welcher Campingkocher am schnellsten zwei Tassen Wasser zum Kochen bringen konnte. Zu Dan’s Freude gewann sein MSR XGX mit 15 Sekunden Vorsprung, verlor aber Punkte durch seine starke Lautstärke, die jegliche Unterhaltung unterband.
Gemeinsam mit Dan fuhren wir an einem kalten und regnerischen Morgen weiter. Dan komponiert während des Radfahrens gerne Lieder, und wir genossen solche Klassiker wie “Oh Nein Schon Wieder Ein Hügel” und “Laster Im Rückspiegel, Meine Knie Zittern Schon”.
In Portland aßen wir gemeinsam zu Mittag bevor Dan weiterfuhr, während wir einen Campingplatz suchten. Keiner der Campingplätze im Ort hatte eine ordentliche Küche wo wir sitzen und arbeiten konnten, aber am Ende fanden wir einen Campingplatz mit einer außer Betrieb genommenen Schlafbaracke, die wir für einen günstigen Preis mieten konnten.
Nach einem kurzen Tag auf den Fahrrädern kamen wir in Port Fairy an, einem vornehmen Stranddorf, das bei Urlaubern aus Melbourne beliebt ist. An den schicken Cafes und Antiquitätenläden waren wir allerdings nur wenig interessiert, als wir im Regen einen Campingplatz suchten.
Wir hatten gehofft, hier einen Tag freizunehmen, aber es gab auf dem Campingplatz keinen guten Ort, wo wir drinnen sitzen konnten, und das Wetter war auch nicht besonders toll. Daher fuhren wir am nächsten Morgen gleich weiter.
Nachdem wir durch Warrnambool gekommen waren, hielten wir bei Logans Beach an, um nach Walen Ausschau zu halten. Im Winter kommen Südkaper-Wale von der Antarktis in diese Bucht und werden oft gesehen, da die weiblichen Wale in diesen wärmeren Gewässern ihre Jungen gebähren. Die Südkapern wurden im 19. Jahrhundert sehr viel gejagt, da sie nahe am Ufer schwimmen und an der Wasseroberfläche treiben, wenn sie tot sind. Bevor sie gejagt wurden, gab es ca 60.000 Südkapern. Heutzutage steigt Ihre Anzahl zwar wieder, aber es sind immer noch nur 7.000 übrig.
Wir warteten eine Stunde lang, aber die Wale kamen nicht vorbei, um Hallo zu sagen, und so fuhren wir dann weiter in Richtung Timboon, wo wir John und Rachel besuchen wollten, ein Paar das wir vor ein paar Monaten bei Uluru getroffen hatten.
John und Rachel leben momentan auf dem Grundstück von John’s Mutter, das sie von einem dürren Feld in einen blühenden Garten verwandelt haben. Die Zäune waren mit Beeren bedeckt, es gab unzählige Obstbäume von Pflaumen und Äpfeln bis zu Guaven und Orangen, und der Gemüsegarten floss fast über mit gesundem Grünzeug, Artischocken und Riesen-Karotten.
Es war schön, John und Rachel wiederzusehen und etwas über Ihre Erfahrungen mit biologisch-dynamischer Landwirtschaft und Permakultur zu lernen, a Kamin zu sitzen und Rachel’s herzhaften Eintopf zu genießen. Am nächsten Morgen fuhren wir weiter, mit einem riesigen Büschel Mangold, einer Handvoll Kamillenblüten für Tee, und mehreren Topinambur-Knollen, die wir pflanzen wollten, wenn wir zuhause ankamen.
Ein kleiner Anstieg brachte uns nach Timboon, wo wir bei einer alten Whiskey-Brennerei anhielten, die in ein schickes Restaurant umgewandelt worden war.
Zurück auf den Fahrrädern hielten wir bald schon wieder an, und zwar bei einem Käsehersteller, The Mousetrap, die einem französischen Käse-Experten gehört. Während der Käseprobe unterhielten wir uns mit einem netten französischen Paar, Bruno und Marlene, die in Melbourne leben und uns auf ein Getränk einluden.
Nach so viel Essen fanden wir es anstrengend, einen kleinen Hügel hochzufahren, bevor wir wieder an die Küste zurückkehrten, wo uns eine dramatische Küstenlandschaft und ein damit ein Highlight der Great Ocean Road erwartete.