Opalminen und Raketen
Coober Pedy – Port Augusta
Coober Pedy hatte ein recht surreales Ambiente, denn 80% der Bewohner wohnen wegen der Hitze unterirdisch, und überall liegen Bergbaugeräte herum. Das Opalfieber hat über die letzten 100 Jahre Leute aus 44 Ländern angezogen, so dass Coober Pedy recht multikulturell ist.
Es begann in 1915, als der 14-jährige Willie Hutchison sich den strengen Anweisungen seines Vaters James Hutchison widersetzte. Der Goldgräberexpedition war das Wasser ausgegangen, inmitten der schlimmsten Dürrekatastrophe, die Südaustralien je erfahren hatte. Während die Erwachsenen auf Wassersuche gingen, sollte Willie im Camp bleiben und das Feuer bewachen. Sein Vater vergab ihm seinen Ungehorsam aber bald als Willie ihm bei seiner Rückkehr nicht nur einen Beutel voller Opale zeigte, sondern auch ein Wasserloch in der Nähe gefunden hatte.
Dank Willie kommen seitdem Bergarbeiter nach Coober Pedy, um ihr Anrecht auf ein Grubenfeld anzumelden und dann Minen in den Sandstein zu sprengen, in der Hoffnung ein Vermögen zu entdecken. Und wieviel verdient der durchschnittliche Bergarbeiter? Ein Bewohner Coober Pedy’s erklärte es uns wie folgt:
“Nehmen wir mal meinen Freund als Beispiel: An einem Tag fand er Opal im Wert von $50.000. Die nächsten 2 Jahre rackerte er sich dafür für nur insgesamt $100 ab.”
Da sich der Ort in einer gnadenlosen Umgebung befindet, ist es schwierig, genug Wasser und Elektrizität für seine Bewohner sowie die Touristen zu erzeugen. Das Wasser kommt aus einer artesischen Bohrung und muss erst entsalzen und gefiltert werden, um trinkbar zu werden. Ein Diesel-Generator produziert Strom für den Ort, weshalb Elektrizität ziemlich teuer ist.
In Coober Pedy gab es viel zu entdecken, und uns gefiel vor allem die Old Timer Mine, die wiederentdeckt wurde, als ein unterirdisches Haus gegraben wurde. Die Mine wurde dann zu einer Touristenattraktion entwickelt. Währenddessen wurde Opal im Wert von über $100.000 gefunden, den die ursprünglichen Bergarbeiter nur um ein paar Zentimeter verfehlt hatten.
Im Ort liegen überall ungewöhnliche Artefakte herum und wenn man dort herumspaziert, weiß man nie, was man als nächstes findet – hoffentlich nicht eine versteckte Grube! Neben einem Hotel lag ein Raumschiff, dass anscheinend dort abgestürzt war. Später fanden wir heraus, dass es eine Filmrequisite vom Film “Planet der Finsternis” war. Am Eingang zu einer Mine fanden wir alte Fernseher, die dort so aufgestellt worden waren, als ob sie noch regelmäßig benutzt wurden.
Während der drei Tage, die wir in Coober Pedy verbrachten, hörte es nicht auf zu regnen, was die normalerweise ausgetrockneten, staubigen Straßen in Matsch verwandelte.
Es war etwas seltsam, als wir Coober Pedy verließen, denn wir hatten jetzt die längste Strecke von “Nicht” auf unserer ganzen Reise vor uns: 260km ohne eine einzige menschliche Siedlung. Zum Glück hatten wir von anderen Campern herausgefunden, dass es auf dieser Strecke zwei Wassertanks gab, so dass wir nicht allzu viel Wasser mitschleppen mussten.
In der Gegend um Coober Pedy gibt es keine Bäume, und die Landschaft war sehr leer. Als wir näher hinsahen, fanden wir allerdings immer noch schöne Wildblumen.
Nun fuhren wir durch das Woomera Militär-Sperrgebiet, wo man nicht von der Straße abkommen durfte. Da das Sperrgebiet ungefähr so groß wie England ist, dauerte es ein paar Tage, bis wir es durchquert hatten.
Als wir am ersten Wassertank ankamen, wurde unsere schlimmste Befürchtung wahr: Er war leer. Zum Glück gab es aber noch einen kleinen Tank zum Händewaschen bei der Toilette, und nach einer halben Stunde hatten wir genug Tropfen für ein paar Liter Wasser zusammengeklaubt. Die Wassertanks in Südaustralien werden von Regenwasser gespeist, das vom Dach der Picknicktische kommt. Daher ist der Wasservorrat hier weniger zuverlässig und nicht so sauber wie im Northern Territory, und wir müssen jetzt unser Wasser auch wieder filtern.
Am zweiten Tag nach Coober Pedy, als wir unsere Fahrräder durch’s Gebüsch schoben, um zu zelten, merkten wir, dass wir gerade durch ein Dornenfeld gegangen waren. Unsere Reifen waren voller Dornen, und wir verbrachten die nächste Stunde damit, sie aus den Reifen zu ziehen. Am nächsten Morgen mussten wir die Fahrräder und unser Gepäck dann zur Straße tragen.
Die Anstrengung, immer gegen den Wind zu fahren, forderte seine Opfer, und Guy hatte schlimme Knieschmerzen, so dass er nur sehr langsam fahren konnte. Wir schafften jetzt kaum 70km am Tag, und auch Schmerztabletten halfen nicht viel.
Bei unserem letzten Zeltplatz hatten wir Emu-Fußspuren gesehen. Wir hatten aber noch keine wilden Emus gesehen und dachten gerade darüber nach, wie scheu die Emus sind, als wir eine Gruppe von drei ausgewachsenen Emus mit einem Dutzend Baby-Emus in der Nähe von Glendambo sahen, dem ersten Roadhouse nach Coober Pedy. Der Emu ist der zweitgrößte Vogel der Welt nach dem Strauß, und in den nächsten Tagen sahen wir noch mehrere Emus. Trotz ihrer Größe flohen sie meist sofort, nachdem sie uns sahen.
Nach drei Tagen Natur pur fühlten wir uns, als ob wir wieder in der Zivilisation angekommen waren, als wir am Roadhouse in Glendambo ankamen. Es war ziemlich aufregend, endlich wieder eine menschliche Behausung zu sehen, auch wenn es nur eine bescheidene Tankstelle und Motel war.
Als wir am Morgen Glendambo verließen, konnten wir in unseren Rückspiegeln einen Lastwagen sehen. Komischerweise betätigte er die Lichthupe und hielt hinter uns an. Bald erkannten wir unseren Bekannten, Craig, den wir eine Woche zuvor an einem Roadhouse getroffen hatten. Er wollte mehr über unsere Fahrt herausfinden und wohl auch unsere psychische Verfassung überprüfen. Wir lehnten sein Angebot ab, uns sein Mittagessen zu spenden (lecker, Lasagne!), akzeptierten dafür aber etwas Quellwasser, was viel besser als unser salziges Bohrwasser schmeckte.
Guy’s Knieschmerzen wurden nicht besser, und wir waren recht erleichtert, als wir endlich Lake Hart erreichten, gerade bei Sonnenuntergang. Dieser Salzsee ist normalerweise ausgetrocknet, führte nun aber dank des vielen Regens Wasser und war sehr schön.
Am folgenden Morgen kamen wir an einem der größten Salzseen im Staat vorbei, der oft dafür verwendet wird, zu versuchen, Geschwindigkeitsrekorde zu brechen. Ein Großteil von Australien war früher von einem riesigen Binnenmeer bedeckt, und wenn man die riesigen Salzseen sieht, ist dies viel eher vorstellbar.
Fünf Tage nachdem wir Coober Pedy verließen, kamen wir in Woomera an. Dieses Dorf wurde 1947 gegründet, um die Woomera Raketenbasis zu versorgen. Nach dem 2. Weltkrieg hatten die Briten einen Ort gesucht, an dem sie neue Waffen, Raketen und Lenkwaffen testen konnten. Die Woomera Region war gewählt worden und wurde jahrzehntelang von den Briten, Australiern und Amerikanern verwendet, um dort hochgeheime Militärausrüstung zu testen. Das Besucherzentrum enthält viele Informationen über Woomera’s Geschichte. Allerdings war es etwas enttäuschend, dass die zerstörerischen Atomtests der späten 50ger Jahre dort gar nicht erwähnt wurden, die einige Gemeinden von Aboriginals und auch Soldaten verseuchten, die sich ungeschützt in der Gegend aufhielten.
Das Dorf Woomera selbst war bis 1982 nicht öffentlich zugänglich. Es wird immer noch vom Militär benutzt und ist ein seltsam künstlicher Ort mit einem Campingplatz, einem Supermarkt und ein paar Museen. Wir legten dort einen Ruhetag ein, um Guy’s Knie zu schonen.
Die Straße südlich von Woomera war sehr verkehrsreich, mit vielen Lastwagen und Schulferien-Verkehr. Die Anzahl von überfahrenen Tieren in diesem Gebiet war wirklich schlimm: Alle hundert Meter füllte der Gestank eines verwesenden Känguruhs oder einer Kuh die Luft, was uns veranlasste, darüber nachzudenken, welche überfahrenden Tiere wir bisher gesehen hatten. Hier ist die Liste. In den letzten 14 Monaten haben wir überfahrende Pferde, Schweine, Kühe, Kamele, Känguruhs, Wallabies, Schlangen, Schafe, Füchse, Mäuse, Dingos, Hunde, Frösche, Katzen, Warane, Igel, Ameisenigel und viele Vögel gesehen. Manchmal braucht man zum Radfahren schon starke Nerven!
Wir hatten endlich Rückenwind und Sonnenschein und fanden einen weiteren tollen Platz zum Zelten an unserem letzten Abend im Outback. Wenn man hier zeltet, fühlt man sich richtig verbunden mit der Natur. Unter einer Million Sterne um ein gemütliches Feuer zu sitzen war ein natürlicher Teil des Lebens unserer Vorfahren, aber heutzutage ist es leider eine seltene Erfahrung.
Nach 3.600km erreichten wir endlich das Meer in Port Augusta, was offiziell unsere Zeit im Outback beendete. In nur einer Woche würden wir schon in Adelaide sein, wo wir unsere Freunde Paul und Jenny besuchen wollten, und wir freuten uns schon sehr darauf, endlich mal wieder in einem Haus zu übernachten.