Kochi und Kerala’s Gewässer
Kochi erstreckt sich über mehrere Inseln und Landzungen an der Malabar-Küste im Südwesten Indiens. Der Ort hat eine interessante kolonialische Geschichte, beeinflusst von Chinesischen, Portugiesischen, Holländischen und Britischen Händlern und Eroberern. Als wir über mehrere Brücken nach Fort Cochin, der bei Reisenden beliebten Gegend am Ende der Landzunge fuhren, waren wir noch richtig in Indien, mit hektischem Verkehr, Hupen und Rickschas, die sich mit Bussen und Kühen auf der staubigen Straße drängelten.
Als wir um eine Biegung nicht weit von der Basilika in Fort Cochin kamen, war es als ob wir plötzlich in eine Oase der Ruhe gekommen wären. Wir waren von mit Bäumen gesäumten Straßen und entspannten Gasthäusern und Restaurants umgeben. Touristen wanderten friedlich herum, ohne von Schleppern gestört zu werden. Es fühlte sich an, als ob wir in einer kleinen europäischen Gegend waren, nur hundert Meter vom Chaos Indiens entfernt.
Wir fanden einen gemütlichen Home Stay in der Nähe der Basilika. Unseres war eins von vier Zimmern im ersten Stock eines Hauses, das einigen mütterlichen indischen Frauen gehörte. Schnell fanden wir die paar Straßen, die voller schöner Cafes, entspannter Restaurants, Souvenirläden und Internetcafes waren. Als Abwechslung von unserem üblichen indischen Essen genossen wir die Cafe Lattes, Pizzen, Schokoladenkuchen, und vor allem das Masala-Dosa-freie Frühstück.
Ein kleiner Spaziergang brachte uns zum Meeresufer wo Fischer ihre riesigen chinesischen spinnenartigen Netze reparierten und ihren Fang verkauften.
Kochi war ein guter Ort, um Dinge zu erledigen, vor allem diejenigen, die wir schon lange aufgeschoben hatten, wie einen Frisör- und Zahnarztbesuch. Es gab Yoga- und Kochkurse, Massagen, Boottouren und Tanzvorführungen, und alles war innerhalb von 10 Minuten zu Fuß von unserer Unterkunft zu erreichen.
An unserem ersten Abend, nachdem wir eine Weile im trendigen Kashi Kunstcafe gesessen hatten, besuchten wir eine traditionelle Kathakali Tanzvorführung. Kathakali ist eine traditionelle Kunstform in Kerala. Die Tänzerinnen waren in Kostüme in Grün, Blau und Rot gehüllt und trugen goldenen Schmuck und Haardekorationen. Sie trugen auch kleine Glöckchen an ihren Fußgelenken und waren eindrucksvoll geschminkt. Die Tänzerinnen wurden von einem Trommler, einem Sänger und einer Choreographin begleitet. Der Tanz war sehr ausdrucksvoll und die Glöckchen klingelten beim Stampfen der Füße, die Arme und der Kopf wurden graziös hin und hergebogen, und die Gesichter betonten die Gefühle der getanzten Geschichte.
Am folgenden Morgen wurden wir abgeholt, um eine Tagestour per Boot in das berühmte Netzwerk von Gewässern zu machen, das die Küstenregion Keralas durchzieht. Wir hatten eine größere Gruppe erwartet, aber irgendwie waren es nur wir und ein junges israelisches Paar, während normalerweise 20-60 Leute an den Touren teilnahmen.
Da wir so eine kleine Gruppe waren durften wir uns ein Boot aussuchen. Wir wählten ein einfaches Boot aus Holz und Bambus, das durch Kokosnussseile zusammengehalten wurde und mit einem Dach aus Palmwedeln bedeckt war. Uns wurde gesagt, dass es 2 Monate dauert, so ein Boot zu bauen, und dass es fast komplett aus Naturmaterialien gebaut wurde.
Das Boot hatte keinen Motor, sondern wurde von zwei schlanken 60-jährigen Männern vorwärtsbewegt. Einer stand vorne und einer hinten auf dem Boot, in der prallen Sonne, und stakten das Boot mit langen Bambusstangen vorwärts. Langsam fuhren wir durch das natürliche Kanalnetzwerk zwischen mehreren Inseln. Die Kanäle wurden von Kokosnusspalmen gesäumt und waren mal sehr breit, und manchmal so eng, dass unser Boot kaum durch den dichten Schilf an den Ufern kam. Guy probierte das Staken mit der Bambusstange auch aus und fand es sehr lustig, bis ungefähr 5 Minuten später als er von den älteren Männern abgelöst werden musste, da er müde war.
Unser junger Führer, Vipin, hatte eine große Anzahl an Interessen. Er spricht 7 Sprachen, studiert morgens Grafikdesign und abends Soziologie, bringt zwischendurch Kindern Englisch und Mathe bei und arbeitet tagsüber als Reiseführer. Im Vergleich fühlten wir uns ziemlich faul.
Wir fuhren an vielen kleinen Dörfern vorbei und Vipin erklärte, dass die Dorfbewohner ihren Lebensunterhalt durch mehrere Aktivitäten bestreiten, die alle von den Gewässern abhängig sind: Die Herstellung von Kokosbier, Kokosöl und Kokosseilen; das Sammeln von Muschelfleisch; die Herstellung von Kalkpulver aus den Muschelschalen; der Verkauf von Sand vom Grund des Kanals; und die Haltung von Ziegen und Hühnern für Milch und Eier. Die Dorfbewohner wuschen ihre Kleidung in den Gewässern oder badeten, während wir vorbeitrieben, und viele benutzten kleine Kanus als Transportmittel. Dabei wurde unsere Fahrt von den rhythmischen Wellen indischer Musik begleitet, die von einer Hauseinweihung kam und uns über die Gewässer folgte.
Einmal hielten wir an, um eine Familie zu besuchen und ihren Garten zu bewundern. Es war ein fantastischer tropischer Garten, in dem mehrere Kräuter für Verwendung als Medizin und zum Kochen wuchsen, sowie Bananen, Kokosnüsse, Yamwurzeln, Tapioka, Ingwer, Vanille, Pfeffer, Chillis, Muskatnüsse usw. Die Familie stellte auch leckere Tapiokachips her, die wir von ihnen kauften und dann mit den Männern teilten, die unser Boot vorwärtsbewegten, so dass sie genug Energie hatten.
Nach einer entspannenden Bootstour verbrachten wir noch ein paar Tage in Kochi. Frederike machte einen Kochkurs und wurde endlich in einige der Geheimnisse der indischen Küche eingeführt, während Guy die langweilige Aufgabe seiner Steuererklärung zu bewältigen hatte. Beide gingen wir zum Frisör und für eine Zahnreinigung zum Zahnarzt. Endlich schafften wir es, unseren Flug nach Thailand zu buchen und uns um unsere lange liegengelassenen Emails zu kümmern. Und wir besuchten das nahegelegene SOS Kinderdorf, welches uns einen inspirierenden Einblick in die Arbeit der Organisation mit Waisen gab.
Es war schön, mehrere Tage in Kochi zu verbringen, aber nach 5 Tagen wurden wir ungeduldig, da wir uns wieder auf den Weg nach Süden machen wollten, um endlich den Zipfel Indiens zu erreichen.
Hallo und viele Grüsse aus Köln nach Indien.
Zahnarzt! Da habe ich aber einen Schreck bekommen. Ich kenne Fotos von Michael Martin, da hockt einer am Straßenrand und repariert mit allerlei seltsamen Werkzeug die Zähne seine Patienten. Naja bei Euch ist es sicher besser, sonst hättest Du das sicher erwähnt.
Viele Grüsse auch an Guy
Helmut