Extreme Gastfreundschaft, Wüstencamping und Ruinenstädte

Esfahan – Shiraz

Nach zwei Wochen ohne Fahrräder waren wir endlich bereit, weiterzufahren. Wir frühstückten noch schnell mit Mike und Jo, einem Paar aus Neuseeland, das per Fahrrad auf dem Weg von Peking nach Paris war, und dann ging es los. Zu unserer Erleichterung war der Verkehr südlich von Esfahan viel leichter als im Norden Irans, und so genossen wir das Fahrradfahren. Als wir aus der Stadt kamen und recht steil bergauf fuhren, bemerkten wir hinter uns drei iranische Radfahrer. Sie sprachen nicht viel Englisch, aber wir verstanden, dass sie Mitglieder eines Radsportclubs waren. Als wir weiterfuhren, machten sie Fotos von uns und gaben uns Süßigkeiten, die uns auf dem Weg zum Gipfel halfen.

Als wir an einer Tankstelle vorbeikamen, hielten wir an, da unsere Benzinflasche für unseren Kocher leer war. Wir warteten geduldig in der Schlange und zogen wie üblich neugierige Blicke auf uns. Wir können ihre Gedanken fast hören: “Das sind doch Fahrräder, wofür brauchen die denn Benzin?”

Der Tankwart füllte unsere Flasche, 1l kostete nur $0.10. Ironischerweise ist Benzin in Iran rationiert, obwohl Iran die zweitgrößten Ölreserven der Welt hat. Als Guy sein Portemonnaie herausholte, sprang ein Mann hinter uns aus seinem Auto und bestand darauf, zu bezahlen. Es war eine sehr nette Geste, die wir schätzten, obwohl das Benzin uns sowieso nur einige Cents gekostet hätte.

Am Nachmittag kamen wir in einer kleinen Stadt an und suchten ein Hotel. Alle Leute zeigten auf ein teuer aussehendes Hotel neben einem Park mit sehr vielen Leuten. Es schien als ob viele Esfahanis fürs Wochenende gekommen waren, und es waren Hunderte von Leuten in dem kleinen Park, die zelteten und Picknicks machten. Das Hotel war sehr schön, aber zu teuer für uns und auch nur über mehrere Treppen erreichbar (ein Albtraum mit einem voll beladenen Fahrrad), also fuhren wir weiter, um etwas anderes zu finden. Wir fragten in einem kleinen Laden nach und wurden in Richtung eines Gasthauses gewiesen. Doch gerade als wir losfahren wollten, kam ein junger Mann vorbei und bot uns an, in seiner Wohnung zu schlafen, die über dem Laden lag. Wir waren ziemlich müde und hatten uns darauf gefreut, uns in einem Hotel zu entspannen, aber der Mann war sehr nett und irgendwie akzeptierten wir das Angebot, vor allem nachdem seine lebhafte Schwester aus dem Haus kam und uns auch hereinwinkte.

Mahmud und seine Schwester, Mahdie, halfen uns, die Fahrräder ins Haus zu bringen und luden uns ins Wohnzimmer ein. Ihre Mutter war bereits in der Küche damit beschäftigt, Tee zu kochen. Die Familie schien sehr modern zu sein; sie hatten Satelliten-Fernsehen, und vor allem hatten sie einen kleinen Hund! Dies ist in Iran sehr ungewöhnlich, da Hunde aus religiösen Gründen nicht ins Haus dürfen (dieses kleine Hündchen, Barfie, wohnte in seinem eigenen Zimmer außerhalb der Wohnung). Die Familie sprach nicht viel Englisch, aber wir konnten wie immer über Zeichensprache und unseren Sprachführer kommunizieren. Bald wurde Guy eingeladen, mit Mahmud irgendwo hinzufahren, und Frederike blieb mit den Frauen zurück.

Sobald die Männer weg waren, wurden die Kopftücher abgenommen und die Frauen entspannten sich. Mahdie war gerade dabei, die Haare ihrer Schwägerin blond zu färben, und einige Freundinnen kamen zu Besuch. Mahdie ist eine inspirierende junge Frau von 23 Jahren, die Informatik studiert. Sie ist auch Torwärtin in einem Fußballteam und hat schon eine regionale Trophäe gewonnen. Sie spielt Volleyball, kann arabische Tänze vorführen, strickt sehr gut und spielt Frisörin für ihre Freunde und Familie. Frederike kam das zugute, als Mahdie professionell ihre Haare föhnte, nachdem sie geduscht hatte. 

Mehrere andere Frauen kamen zu Besuch, und eine von ihnen sprach Englisch, so dass es für Frederike einfacher war, mit der Familie zu kommunizieren. Mahdie zeigte Frederike Videos von ihrer Verlobungsfeier, in der sie ein weißes Brautkleid trug und viele Geschenke bekam. Das Video war von der Feier der Frauen, und alle Frauen trugen Abendkleider, keine Kopftücher, und hatten viel Spaß beim Tanzen und Singen (die Männer feierten separat). Es gab auch ein professionelles Fotoalbum mit Fotos von Mahdie und ihrem Verlobten, und beeindruckenderweise gab es auch eine Sammlung von Videoclips, die in einem Studio in der Gegend gefilmt worden waren. Die Videos waren wie Musikvideos, in denen Mahdie und ihr Verlobter die Hauptdarsteller waren. Mahdie war in Beyonce’s Stil angezogen (kein Kopftuch), und jedes Video zeigte eine andere kurze Liebesgeschichte. Das Filmen hatte eine ganze Woche gedauert. Es war sehr professionell, und sie schienen das Schauspielern wirklich zu mögen – Mahdie ist sehr groß und hübsch, und so sahen die Videos einfach toll aus.

Inzwischen besuchten Guy und Mahmud die Druckerei von Mahdie’s Verlobtem und fuhren dann zu Mahmud’s Bruder, um Fußball zu schauen. Als die Männer zurückkamen, waren ungefähr 20 Leute im Wohnzimmer versammelt und es wurde entschieden, dass wir alle zu einem Garten fahren und dort essen würden. Wir üblich gab es keine Erklärung und wir hatten keine Ahnung, wohin wir fahren würden – zu einem Park? Oder einem Restaurant? Wie würden sie das Essen für so viele Leute organisieren?

Gegen 21 Uhr versammelten wir uns alle draußen und es erschienen mehrere Autos, die die Gesellschaft zu dem mysteriösen Ort transportieren sollten. Recht weit außerhalb der Stadt bogen wir auf einen unbefestigten Feldweg ab, und die Scheinwerfer der Autos konnten kaum den aufgewirbelten Staub durchdringen. Während wir da im Dunkeln durchgerüttelt wurden, wurden wir immer neugieriger über unser Ziel, bis wir endlich an einem eisernen Tor anhielten. Hinter dem Tor befand sich eine kleine Granatapfel- und Walnussfarm mit einem kleinen Haus. Als wir eintraten, wurde die Stimmung immer ausgelassener. Die Frauen lachten und sangen, und die Männer sammelten im Garten Feuerholz, um ein Feuer zum Grillen zu machen. Auf dem Boden des Hauses lagen Teppiche, und wir machten es uns dort gemütlich.

Mit Mahdie und Freundinnen

Im Garten wurde das Feuer angezündet, und die Männer grillten ein Hühnchen. Drinnen wurde gesungen und getanzt, und Mahdie machte eine kleine Tanzvorführung. Sie lud dann Frederike ein, mit ihr zu tanzen, aber leider konnte Frederike’s Tanzvorführung nicht mit Mahdie’s mithalten. Die Familie fährt oft in den Garten, wo sie viel Spaß haben, Karten spielen und die Wasserpfeife rauchen.

Grillen Kinder

Obwohl wir einige Kleinigkeiten gegessen hatten seitdem wir um 16 Uhr am Haus der Familie angekommen waren, hatten wir noch nichts Richtiges gegessen und waren fast am Verhungern. Normalerweise essen wir gegen 18 oder 19 Uhr, aber heute dauerte es bis Mitternacht, das Hühnchen zu grillen. Alle lachten über uns, als wir das leckere Hühnchen mit Brot, Yoghurt und Salat in Rekordzeit verschlangen. Als wir um 1:30 Uhr wieder nach Hause kamen, waren wir total erschöpft, fühlten uns aber auch sehr glücklich, mit dieser lieben Familie Zeit verbracht zu haben. Uns wurde das Schlafzimmer von Mahmud und seiner Frau gegeben, und wie üblich war es unmöglich, abzulehnen. So schliefen die beiden auf dem Boden des Wohnzimmers, während wir es uns in ihrem Bett gemütlich machten. Mahdie musste früh am nächsten Morgen los, und so verabschiedete sie sich etwas traurig und schenkte Frederike sogar noch eine Kette als Souvenir.

Am Morgen frühstückten wir mit Mahmud’s Frau und seiner Mutter. Seine Mutter arbeitet in einer Bäckerei und gab uns etwas Brot zum Mitnehmen. Sie baten uns, länger zu bleiben, aber wir schafften es, sie zu überzeugen, dass wir weiterfahren mussten. Als wir uns verabschiedeten, kamen noch mehrere der anderen Familienmitglieder zu Besuch. Wir verabschiedeten uns von Mahmud (im Foto ist er der in der Mitte), während Hossein und Ahmad Reza auf ihr Motorrad stiegen und uns durch die Stadt begleiteten, so dass wir uns nicht verirrten. Sie warnten uns auch, auf der Straße vorsichtig zu sein und niemandem zu vertrauen (wir finden oft, dass die Leute am meisten Angst vor ihren eigenen Nachbarn haben).

Die Männer mit ihrem Motorrad

Es erstaunt uns immer wieder, wie wir so viel Spaß haben und irgendwie mit Leuten kommunizieren können, mit denen wir keine gemeinsamen Sprache haben, und trotzdem gibt es nur wenige unangenehme “Schweige-Momente”. Der Abend, den wir mit dieser Familie verbrachten, zählt auf jeden Fall zu unseren schönsten Erinnerungen in Iran.

Als wir durch die Stadt fuhren, folgte uns ein Mann in einem Auto und fragte Hossein und Ahmad Reza über uns aus. Als wir anhielten, um uns zu verabschieden, war der Mann schon da, und sobald unsere beiden Freunde weggefahren waren, rannte er los, um uns Tee und Kekse zu kaufen. Wir wollten eigentlich gleich weiterfahren, konnten aber unmöglich ablehnen. Der Mann sprach kein Wort Englisch, und unser Farsi ist nicht sehr gut, aber er machte große Anstrengungen, um herauszufinden, wie lange wir bis zum nächsten Dorf brauchen würden. Wir wussten zwar nicht, warum er das unbedingt wissen musste, sagten aber, es würde ca eine Stunde dauern. Der Mann schaute auf die Uhrzeit auf seinem Handy, ging zu seinem Auto und fuhr weg. 

Bei viele Leute können wir inzwischen schnell entscheiden, ob wir ihnen vertrauen oder nicht, indem wir uns auf Anhaltspunkte wie ihre Augen, ihr Lächeln, Kleidung und Benehmen verlassen. Mahmud war ein typischer Fall, bei dem wir sofort wussten, dass wir ihm vertrauen konnten. Allerdings waren wir uns bei diesem Mann nicht so sicher, da uns seine Absichten unklar waren und die üblichen Anhaltspunkte auch keine Klarheit brachten. Wir wussten nur, dass er ein altes Auto fuhr und es ihm ungewöhnlich wichtig war, unseren genauen Aufenthaltsort zu kennen. Die Warnungen, niemandem zu vertrauen, hallten uns noch im Kopf nach, und wir machten uns ein paar Gedanken. 

Als wir eine Stunde später im besagten Dorf ankamen, waren wir leicht nervös, vor allem als wir den Mann schon am Straßenrand auf uns warten sahen. Er winkte uns zu und machte Essens-Gesten, wobei er auf ein Restaurant zeigte. Wir mussten sowieso etwas essen und folgten ihm daher zum Restaurant. Drinnen bestellte er eine Riesenmenge Essen. Während er das Essen mit dem Restaurantbesitzer diskutierte, sollten wir uns schonmal hinsetzen. Bald wurde serviert: Gekochtes Lamm, Auberginen-Eintopf, zwei Arten Salat, Reis, Brot, eingelegtes Gemüse, Yoghurt und Getränke. Allerdings wurde uns dann klar, dass nur zwei Portionen serviert wurden, denn anscheinend wollte der Mann nicht mit uns essen. Nachdem er sichergestellt hatte, dass alles Essen da war und es uns gut schmeckte, winkte er uns kurz zu und verschwand mit nur einem kleinen Beutel trockenem Brot. Wir fanden nicht mal seinen Namen heraus. Die Mahlzeit war sehr lecker, und sogar mit unserem großen Appetit schafften wir es nicht, alles zu essen. Es musste ihn einiges gekostet haben, und er sah nicht gerade reich aus. Manchmal können wir kaum glauben, wie großzügig die Leute hier sind. 

Wüstencamping

In der Nacht zelteten wir in der Wüste auf 2200m Höhe; es war der höchste Zeltplatz auf unserer Reise. Wir gingen einfach bei Sonnenuntergang in die Wüste hinaus und stellten das Zelt bei Mondlicht auf. Wir genossen die Ruhe und Einsamkeit der Wüste, aber es wurde nachts sehr kalt. Morgens waren es -3°C. Zum Glück sind unsere Schlafsäcke warm, und Frederike verwandelte eine ihrer Aluminium-Wasserflaschen in eine Wärmflasche.

Das Radfahren war hier viel besser als im Norden Irans, mit einem breiten Seitenstreifen, nicht so viel Verkehr, und einer interessanteren Wüsten- und Berglandschaft. Kurz vor dem Ort Abadeh hielt uns ein Mann in einem weißen Paykan an und lud uns zum Mittagessen ein. Er gab uns seine Telefonnummer und Adresse, und als wir im Ort nach dem Weg fragten, eskortierte uns ein anderer Mann direkt zum Haus. Wir parkten unsere Fahrräder im Innenhof und wurden ins Wohnzimmer eingeladen. Muhammed war Tierarzt und wohnte mit mehreren Verwandten in diesem Haus. Wie üblich erklärten wir, wer wir sind und was wir machen durch eine Mischung von Zeichensprache, unserem Sprachführer, einer Weltkarte, und Fotos von unseren Familien. Wir verbrachten zwei Stunden mit den Männern, während die Frauen kochten. Endlich war das Essen fertig. Es war das Warten wert, denn es war ein leckeres Gericht mit Hühnchen und Reis. Wir aßen mit den Männer auf dem Boden des Wohnzimmers, während die Frauen in der Küche aßen. Leider wurden wir den Frauen nie richtig vorgestellt, aber Frederike ging später in die Küche, um ihnen für das Essen zu danken. Die Familie wollte uns über Nacht dabehalten, aber wir wollten vor dem Abend noch etwas weiterfahren und schliefen dann in einem Hotel im nächsten Ort.

Mit Muhammed Mittagessen mit Muhammeds Familie

Den ganzen nächsten Morgen ging es bergauf. Es war ein langsamer und angenehmer Anstieg, der uns über den höchsten Pass unserer ganzen Reise führte, auf 2550m Höhe. Nach einer schönen Abfahrt und einem verdienten Kebab-Essen langten wir plötzlich vor einem kleineren Pass an. Momentan wird es schon um kurz nach 17 Uhr dunkel, und manchmal müssen wir uns ziemlich anstrengen, um unsere tägliche Distanz während des Tageslichts zu schaffen. Es war zu spät, um vom Pass wieder in wärmere Gefilde herunterzukommen, und so zelteten wir in der Nähe des Passes, auf 2130m Höhe. Wir hatten eine schöne Aussicht über ein Tal und eine Bergkette. Es war sehr windig und kalt, aber wir saßen trotzdem eine Weile draußen und schauten die Sterne an, wobei wir beide eine Sternschnuppe sahen. Nachdem wir uns etwas gewünscht hatten, krabbelten wir ins Zelt.

Zelten in den Bergen Aussicht vom Zeltplatz

Nach einer schnellen Abfahrt kamen wir an der Abzweigung nach Pasargadae an, dem Sitz von Kyrus dem Großen, der Herrscher des Persischen Reiches wurde, nachdem er seinen eigenen Großvater 550 v.Chr. hier im Kampf besiegte. Kyrus eroberte ein riesiges Reich, das von der Türkei und Babylon bis zum jetzigen Pakistan reichte. Während seiner Feldzüge benutzte er einige schlaue Tricks: In einer Schlacht plazierte er strategisch Weinkaraffen, so dass die gegnerische Armee betrunken sein würde. Natürlich gewann er die Schlacht, aber die gegnerische Königin schwor Rache und besiegte ihn bald, worauf sie seinen abgetrennten Kopf in eine Wanne voller menschlichem Blut tunkte. Er wurde im Mausoleum in Pasargadae beigesetzt, welches immer noch existiert, zusammen mit den Ruinen seiner Paläste.

Kyrus Mausoleum Ruinen in Pasargadae

Nachdem wir unsere Besichtigung abgeschlossen und unsere Reise einer Gruppe von 30 Studenten erklärt hatten, fuhren wir weiter in Richtung Persepolis. Auf dem Weg trafen wir zwei französische Radfahrer, die ersten Tourenradfahrer, die wir in Iran auf der Straße getroffen haben. Kurz danach hatte Frederike plötzlich einen Platten: Es war ein großer Schnitt im Reifen. Guy reparierte den Reifen mit Sekundenkleber, aber inzwischen war es schon spät, und wir mussten uns anstrengen, um es vor Einbruch der Dunkelheit nach Persepolis zu schaffen. Als wir gerade rechtzeitig ankamen, hielten wir an einem Touristenkomplex an und erkundigten uns nach dem Preis eines Hotelzimmers. Da dies aber viel zu teuer für uns war, zelteten wir stattdessen dort. Dies war das erste Mal seit Westeuropa, dass Boris auf weichem, frischen Gras ohne Dornen aufgestellt wurde.

Am Morgen besuchten wir Persepolis. Diese beeindruckende Stadt war von Darius I gebaut worden, der das Persische Reich nach Kyrus regierte. Persepolis wurde als das neue Zentrum des Reiches gebaut, das vor allem für Zeremonien und religiöse Feste genutzt wurde. Die Perser verehrten den Gott Ahura Mazda, der auch im Zoroastrianismus verehrt wird. Obwohl die Stadt ziemlich zerstört ist, lassen die Ruinen keinen Zweifel an der Macht des Persischen Reichs.

Persepolis Eingangstor Persepolis Überblick

Es gibt monumentale Treppen und Tore, Säulenwälder, und vor allem viele gut erhaltene, detaillierte Reliefs. Die beeindruckendsten Reliefs befinden sich an der Apadana-Treppe und zeigen die Ankunft der Delegationen von 23 Nationen für eine Zusammenkunft vor dem König. Äthiopier, Araber, Inder, Kappadokier, Elamiten und viele andere Nationen sind in ihrer traditionellen Kleidung abgebildet und bringen wertvolle Geschenke, von doppelhöckrigen Kamelen bis zu Goldstaub. Leider eroberte Alexander der Große letztendlich Persien und verbrachte 330 v.Chr. mehrere Monate in Persepolis. Daraufhin organisierte er 3000 Kamele, um den Inhalt der Schatzkammer abzutransportieren, und ließ Persepolis zu Schutt und Asche niederbrennen. Sogar jetzt konnten wir immer noch schwarze Stellen auf einigen Säulen sehen, die von diesem Feuer herrührten. Persepolis war Jahrhunderte lang von Staub und Sand bedeckt, bis Ausgrabungen in den 1930ern die Stadt wieder freilegten.

Persepolis Reliefs

Am Nachmittag fuhren wir nach Shiraz. Sobald wir im Ort ankamen, wurden wir von einem Zeltladenbesitzer auf einen Tee eingeladen, dessen Sohn gerade ein Visum für Australien beantragt hatte. Er schickte einen seiner Verwandten los, um uns zu unserem Hotel zu führen, da wir uns etwas verirrt hatten, und so fanden wir ein großes, günstiges Zimmer in Zand Hotel. Unser Zimmer ist groß genug, so dass wir dort ungestört kochen können. Wir kauften viel Obst und Gemüse und beschlossen, dass wir uns in Shiraz gut erholen und gesund essen würden (unterwegs war es oft zu schwierig für uns, Obst und Gemüse zu finden). Wir besichtigten einige Sehenswürdigkeiten, wie das Hafez Denkmal, das für Iraner sehr wichtig ist, da sie den Dichter verehren. Dem entspannten Basar statteten wir auch einen Besuch ab.

Hafez Grabstätte Blumen

Die Leute in Shiraz sind sehr freundlich, manchmal sogar etwas zu sehr: Wir bekamen einen richtigen Eindruck davon, wie es ist, ein Rockstar zu sein, als uns ein Pärchen eines Morgens belagerte. Als Guy noch halb verschlafen aus dem Zimmer zum Kühlschrank im Korridor ging, warteten die “Paparazzi” schon auf ihn und baten ihn, Frederike zu holen, so dass sie ein Foto von ihr machen könnten. Leider war Frederike aber damit beschäftigt, Porridge zu kochen, und hatte ihr Kopftuch nicht auf, so dass sie der Aufforderung nicht nachkommen konnte. Am Ende verschwand das Paar leicht enttäuscht mit einem Foto von einem bärtigen Mann mit verwuschelten Haaren. Auf der Straße werden wir oft von Leuten angehalten, die uns fotografieren wollen, und einige Male sind wir auch um ein Autogramm gebeten worden!

Wir werden hier noch ein paar Tage verbringen bevor wir die letzten 600km nach Bandar Abbas am Persischen Golf in Angriff nehmen. Das wird das Ende unseres iranischen Abenteuers sein, denn von Bandar Abbas werden wir eine Fähre nach Dubai nehmen, wo wir unser indisches Visum beantragen werden – das nächste Kapitel unserer Reise wartet auf uns.

Comments

  1. Hallo Frederike, fast täglich Neues von Euch, man kommt gar nicht nach mit dem Lesen.
    Bei uns ist es jetzt auch kalt und es liegt Schnee. Euch beiden alles Gute weiterhin und viele Grüsse aus dem Rheinland.