Durch den Coorong Nationalpark
Adelaide – Robe
Über Landkarten gebeugt wurde uns langsam klar, dass es einfach keinen Weg aus Adelaide gab, bei dem man die Berge umgehen konnte. Am Ende wählten wir eine ruhige Straße mit einem relativ sanften 500m Anstieg, die uns in Richtung Osten zum Murray River führte.
Am Morgen unserer Abfahrt war das Wetter schlechter als in unserer ganzen Zeit in Adelaide: Regen und Wind. Mit Regenjacken und Fahrradlampen an verabschiedeten wir uns von unseren Freunden und fuhren zum Fluss. Wir folgten dem Radweg am Fluss entlang für 12km und fuhren dann auf Gorge Road weiter, wobei wir einem nebligen Flusstal hoch in die Berge folgten.
Am Nachmittag klärte sich der Himmel auf und wir rollten hinunter zum Murray River, wo wir wohl so müde aussahen, dass die Besitzer des Campingplatzes in Mannum uns einen Seniorenrabatt gaben – nicht schlecht für zwei 32jährige!
Der nächste Tag begann mit Sonnenschein und blauem Himmel, und wir erwarteten einen leichten 70km Tag. Sobald wir jedoch den Campingplatz verließen, kam ein starker Wind auf und der Himmel bewölkte sich. Sturmböhen bliesen uns seitwärts von der Straße, und Vögel kämpften vergeblich gegen den Wind an.
Ein freundliches Cafe versprach eine Pause vom Regen und Sturm. Als wir es endlich zum Campingplatz in Wellington schafften, war es bereits dunkel und unser “leichter Tag” hatte sich als einer der anstrengendsten unserer Fahrt durch Australien entpuppt.
Mit diesem Hintergrund war es klar, dass wir nicht lange überlegten, als uns die Option, ein Zimmer für nur $25 zu mieten, angeboten wurde – ein Zeltplatz hätte $19 gekostet.
Durch den Gegenwind war unser Fortschritt am nächsten Tag langsam und wir schafften es nur bis Meningie, einer kleinen Stadt am Rande des Coorong Nationalparks. Wir zelteten bei einem See und verbrachten einen entspannenden Nachmittag damit, Pelikane zu beobachten.
Die Coorong ist ein 145km langer Nationalpark, der die Younghusband Halbinsel einschließt. Die Lagunen-Landschaft ist ein Brutort für viele Vögel und wir sahen Dutzende von Pelikanen.
Gerade als wir darüber redeten, wie passend die Coorong Wildblumen dafür wären, Honig zu machen, kamen wir an einem kleinen “Honig zu verkaufen” Schild vorbei. Ein Selbstbedienungs-Kühlschrank enthielt eine Auswahl von 1kg schwere Honigtöpfchen.
“Frederike, ich muss diesen Honig einfach kaufen,” bestand Guy auf den Kauf, wobei er sie daran erinnerte, dass er eines Tages selber mal Hobby-Imker werden wollte. “Sonst werde ich mich den Rest meines Lebens fragen, wie er wohl geschmeckt hätte.”
Nach dem Kauf fand Frederike plötzlich ein 1kg Honigtöpfchen von ihrem Lenker baumeln, während Guy bereits unbeschwert weiterfuhr.
Der Coorong Nationalpark bot viele Möglichkeiten zum wilden Zelten. Wälder hatten das abgezäunte landwirtschaftliche Gebiet ersetzt und wir wurden an das Outback im Norden erinnert, als wir leicht einen Zeltplatz fanden. Er war allerdings recht matschig – ein Fest für die Moskitos.
Am Morgen wurde ein Radfahrer-Traum wahr: Der Wind hatte sich gedreht und wir waren mit einem starken Rückenwind gesegnet. Wir hatten eigentlich nur vor, 70km nach Kingston zu fahren. Als wir schon mittags dort ankamen, fuhren wir weiter nach Robe und machten daraus einen 120km Tag.
Robe ist ein schönes kleines Fischerdorf, das bei Touristen von Melbourne und Adelaide beliebt ist. An einem Sonntagnachmittag im Winter war allerdings fast alles im Ort geschlossen, sogar der Supermarkt. Auf dem Campingplatz war auch niemand zu erreichen, und so sahen wir uns um und fanden dort einen schönen Platz für unser Zelt mit 180° Meeresblick.
Am folgenden Tag gingen wir im Dorf spazieren und genossen das schöne Wetter und den Sonnenschein bei 20°C. Nicht schlecht für einen Wintertag!