Bangkok
Drei Stunden nach unserer eiligen Abreise aus Chennai landeten wir in Bangkok (wir nahmen einen Flug, da man momentan nicht per Fahrrad durch Myanmar fahren kann). Erleichtert wurden wir mit unseren Fahrrädern und unserem Gepäck wiedervereint und nahmen einen Flughafenbus nach Khao San Road, der geschäftigen Straße, die das Zentrum für Rucksacktouristen in Bangkok darstellt. Es war noch früh morgens und wir frühstückten in einem kleinen Cafe während wir unsere Fahrräder in der schwülen Morgenluft zusammenbauten.
Dank einer Empfehlung von Tara und Tyler von Going Slowly hatten wir ein Hostel ca 2km nördlich von Khao San Road gebucht, also etwas entfernt von der Touristengegend. Wir waren über das letzte Jahr ab und zu mit Tara und Tyler in Kontakt gewesen, seitdem wir sie um einige Ratschläge für die Planung unserer Reise gebeten hatten. Sie sind bereits seit zwei Jahren unterwegs und sind durch Europa geradelt, durch Russland und die Mongolei mit dem Auto gefahren und dann in Südostasien wieder mit dem Fahrrad unterwegs gewesen. Das Ende ihrer Reise sollte in Bangkok sein.
Bangkok war der einzige Ort auf unseren Routen, wo wir sie möglicherweise treffen konnten, und zufällig kamen Tara und Tyler am gleichen Tag wie wir in Bangkok an.
Als wir bei Shanti Lodge ankamen, waren ihre noch voll bepackten Fahrräder bereits da. Wir sahen sie im Restaurant sitzen und konzentriert an ihren Laptops arbeiten. Es war toll, sie endlich persönlich kennenzulernen, nachdem wir ihren beeindruckenden Blog schon so lange verfolgt hatten.
In Shanti Lodge gab es ein gemütliches Restaurant mit Wifi Internetzugang. Da unser Zimmer ziemlich klein war, hielten wir uns meist dort auf und genossen die Schönheit unserer Umgebung. In Thailand wurde uns plötzlich klar wie anstrengend Indien manchmal gewesen war. Hier war alles einfach: Es gab ein tolles Menü mit leckerem Essen, unsere Bestellungen kamen schnell, alles war sauber und ordentlich. Es war auch das erste Mal seit sechs Monaten dass wir in einem Land waren, wo Frauen gleichwertig mit Männern behandelt wurden. In der Türkei, Iran und Indien (und teils auch der VAE) hatten wir sehr wenig mit Frauen zu tun gehabt, und fast in allen Restaurants und Hotels waren die Angestellten alle männlich. Hier dagegen wurde das ganze Hostel nur von Frauen gemanaged.
Wir entdeckten auch einige weitere Tourenfahrräder in Shanti Lodge. Eines davon gehörte Mel, einer amerikanischen Frau, die durch Südostasien gereist war und nun auf dem Weg in die Türkei war. Die anderen beiden Räder gehörten einem belgischen Paar das durch Europa und China gekommen war. Wir alle aßen am ersten Abend gemeinsam und Mel gab uns einen humorvollen kleinen Radreiseführer für Südostasien, den sie gerade geschrieben und illustriert hatte. Am Ende des Abends schwirrten uns die Köpfe vom ganzen Reden. Wir hatten an einem Tag mehr Radtourer getroffen als in ganz Indien!
Da wir nicht viele Besichtigungen in Bangkok planten, da wir die wichtigen Wats und Paläste bereits bei unserem letzten Besuch gesehen hatten, hatte Frederike sich für einen Kochkurs bei May Kaidee’s vegetarischem Restaurant angemeldet. Als wir in 2003 eine Rucksacktour durch Südostasien machten, gingen wir oft zu diesem Restaurant und Frederike war entschlossen, dort einen Kochkurs zu machen, falls wir je wieder nach Bangkok zurückkommen würden. Da Tara auch gerne kocht, beschloss sie, sich Frederike anzuschließen. May lud netterweise auch Guy und Tyler ein, mitzukommen – sie hatten die wichtige Aufgabe, Fotos zu machen und das Essen zu testen.
Als Erstes besuchten wir einen Markt wo wir mehr über thailändisches Gemüse lernten und verschiedene Snacks probierten. Den Frauen waren traditionelle thailändische Sonnenschirme und ein Korb geliehen worden, um den Ausflug etwas nostalgischer zu gestalten.
Alle Zutaten für die Rezepte waren bereits vorbereitet worden, so dass wir nicht schnippeln mussten und recht schnell 10 verschiedene Gerichte zubereiteten, während wir ein thailändisches Lied sangen, das May und ihr Team uns beigebracht hatten. “Sop sop sop sop sooooong!” Guy und Tyler nahmen ihre Aufgabe als Geschmackstester ernst und probierten alles, das wir ihnen vorsetzten, von grünem Curry über gebratenes Tofu-Gemüse und Frühlingsrollen. Ein unterhaltsamer Morgen endete damit, dass May uns einen thailändischen Tanz beibrachte. Wir bekamen auch ein kleines Kochbuch, so dass wir ihre leckeren Kreationen in unserer eigenen Küche reproduzieren können.
Wir waren glücklich, und zwar nicht nur, weil wir in Bangkok Spaß hatten. Am Flughafen von Chennai hatte Frederike einen Anruf bekommen, da ihre Schwester im Krankenhaus war, und an unserem ersten Tag in Bangkok wurde unser kleiner Neffe Felix geboren. Wir waren sehr stolz darauf, Tante und Onkel zu werden. Und zwar so stolz, dass wir einen kleinen Ausflug nach Deutschland für eine Woche planen, um Felix zu sehen und Frederike’s Familie zu besuchen. Da wir nach Australien ziehen, wird Frederike ihre Familie wohl für eine Weile nicht sehen, wenn wir damit beschäftigt sind, Jobs zu finden und uns niederzulassen. Die Flüge sind von Malaysien aus viel günstiger als von Australien, und wir werden auch endlich Boris abholen (unser Zelt, das gerade in Deutschland Urlaub macht). Boris wird ein wichtiges Mitglied unseres Teams sein, wenn wir Australien erreichen und die 3.800km Outback durchqueren, die Darwin von Melbourne trennen.
Unser Flug nach Darwin wird von Singapur aus sein, eine 2.400km Fahrt von Bangkok entfernt. Um uns auf den Weg zu helfen, sind unsere Freunde Nick und Aom aus England gekommen, um uns zu treffen. Guy hatte Nick während einer Wanderung im indischen Himalaya vor acht Jahren getroffen. Nick, der englisch ist, lebte zu der Zeit in Bangkok, wo er seine Frau Aom traf. Später zogen sie nach London, wo wir sie oft sahen und einige Wochenend-Radtouren gemeinsam unternahmen. Nick plant, für eine Woche mit uns radzufahren, während Aom ihre Familie in Bangkok besucht.
Wir trafen Aom zum Essen, da sie einige Tage vor Nick ankam, und als Nick auch gelandet war, luden sie uns zu einem sehr noblen Frühstück im Mandarin Oriental Hotel ein, dem beliebtesten Hotel in Bangkok für Stars, Politiker und Autoren. Von unserem Hostel konnten wir eine Flussfähre dahin nehmen und kamen stilvoll am Pier des Mandarin Oriental’s an. Als wir in der Lobby warteten, fühlten wir uns schon etwas fehl am Platz mit unseren Khaki-Hosen und Fahrradschuhen, aber bald entspannten wir uns auf der Terasse am Chao Praya Fluss und genossen unser leckeres Frühstück – ein riesiges Eiweiß-Omelette für Guy, ein Lachs-Bagel für Frederike und ein paar Croissants. Der Service war hervorragend, und zwar so gut, dass sie sogar eine Datenbank haben, um Details über die Vorlieben der Gäste zu speichern, z.B. wie viele Kissen man gerne im Bett hat, und welches Obst man am liebsten isst, so dass beim nächsten Besuch alles perfekt ist. Es war ein fantastisches Frühstück an unserem letzten Tag in Bangkok. Danke!
Nachdem wir einige Tag mit Tara und Tyler verbracht und uns über Radtouren, Informatik-Fragen und generelle Lebensziele ausgetauscht hatten, luden wir sie zum Abendessen ein, um ihnen für ihre Ratschläge und Inspirationen über das letzte Jahr zu danken. Das Restaurant war allerdings auf der anderen Seite einer Demonstration von 30.000 Regierungsgegnern, aber letztendlich kamen wir durch und hatten einen schönen Abend. Wir aßen auch gemeinsam im Hostel an unserem letzten Abend, und Tara und Tyler beschlossen, dass sie am nächsten Morgen um 6 Uhr aufstehen würden, um sich von uns zu verabschieden, da wir früh losfahren wollten.
Wie versprochen waren sie am Morgen da, als wir unsere Fahrräder bepackten. Sie holten Eiskaffee, um uns beim Aufwachen zu helfen und machten Fotos, als wir losfuhren. Diese nette Geste berührte uns sehr. Danke an Euch beide, es war schön, etwas Zeit mit Euch zu verbringen!
Eine halbe Stunde später trafen wir Aom und Nick mit seinem Fahrrad neben einer sechsspurigen Straße. Als wir uns in den morgendlichen Verkehr einfädelten, hofften wir, dass wir unser Versprechen halten und Aom’s Mann in einem Stück zurückbringen würden.
Hallo nach Thailand,
schön zu hören, daß es Euch gut geht. Wenn man so liest, wo Ihr in Eurem Leben schon überall gewesen seid und was für Touren Ihr gemacht habt, stelle ich mir die Frage, wann Ihr überhaupt gearbeitet habt, um Euch z.B. das Geld dafür zu ersparen ;-))
Ihr seid am Geburtstag meiner Mutter gestartet und ich bin gespannt, ob Ihr es schafft, nach einem Jahr am Ziel zu sein.
Habe mir eben mal die Strecke in Australia angesehen, ist ja noch, wie der Kölner sagt: "ein Riesentrampel". Als meine Kinder klein waren, haben wir Samstagabend immer Malcon Roberts geguckt, das ist so eine Art Crocodile Dundee, und uns hats manschmal gegruselt, bei all dem Spinnen und Schlangengetier, das da lebt. Und jetzt wieder mit Boris. Ihr werdet's schon schaffen.
Alles Gute aus Deutschland.
Helmut
Hallo Helmut,
tja das mit dem Arbeiten ist so eine Sache… Aber unsere vorigen Reisen waren alle noch in Studententagen, danach mussten wir schon etwas "ranklotzen", das Geld kommt ja nicht von Nichts 🙂
Das mit dem Geburtstag Deiner Mutter wird wohl nichts… Inzwischen denken wir eher, dass wir fast 14 Monate unterwegs sein werden, also gegen Mitte Juli ankommen. In Dubai und auch Indien haben wir etwas mehr Zeit verbracht als geplant…
Australien wird noch eine Herausforderung werden. Wir sind schon darauf gespannt!
Frederike